Bayern wollen sich nun selbst schlagen
Nürnberg (dpa) - Bundesliga-Rekord eingestellt, Tabellenführung verteidigt - doch den Bayern reicht das noch nicht: Nach dem 13. Sieg in Serie will sich der deutsche Meister auch noch selbst schlagen.
«Jetzt möchten wir den Rekord alleine haben», tönte Michael Ballack, der mit seinem umstrittenen Abseits-Treffer für den 2:1 (1:1)-Erfolg im bayerischen Derby beim 1. FC Nürnberg gesorgt hatte. Damit stellten die Münchner ihre eigene, 24 Jahre alte Bestmarke ein und feierten zugleich eine erfolgreiche Champions-League-Generalprobe.
Gegen Hannover 96 soll der 14. Streich folgen, mit dem der Rekord, den der heutige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge als Stürmer im Team des damaligen Trainers Pal Csernai zwischen dem 4. April und 8. September 1981 aufgestellt hatte, ausgelöscht würde. «Ich hoffe, der Rekord wird überboten, auch wenn ich dann nicht mehr zu den Würdenträgern zähle», sagte Rummenigge.
Noch wichtiger war ihm der erneute Punktverlust der Schalker beim 1:1 in Leverkusen. «Der eine Konkurrent aus Westdeutschland ist jetzt schon vier Punkte hinter uns. Wir werden uns nicht mehr einholen lassen», meinte Rummenigge schadenfroh. Nur Werder Bremen und der Hamburger SV (je 10 Punkte) bleiben auf Tuchfühlung zum Meister.
Seit dem 0:1 in Schalke am 12. März eilen die Bayern von Sieg zu Sieg, und Trainer Felix Magath nutzt die Rekordjagd als willkommenes Motivationsmittel. «Neben den Titeln, die wir gewinnen können, brauchen wir solche Rekorde, um Maßstäbe zu setzen. Sie sind seltener als Meisterschaften.» Als Gefahr betrachtet er den Schlendrian, der aufkommen könnte. «Es ist eins der Problemchen, dass das Siegen nicht zur Selbstverständlichkeit wird, dass man dafür etwas tun muss.»
«Irgendwann werden wir auch wieder ein Spiel verlieren, keine Frage», tröstete Oliver Kahn die Bayern-Jäger. Ausgerechnet der Kapitän sorgte im ausverkauften Frankenstadion dafür, dass die Bayern kurzfristig auf die Verliererstraße gerieten. Beim Freistoßtor von Javier Pinola (19.) rutschte dem Nationaltorhüter der Ball durch die Beine. «Zwei Nürnberger Spieler laufen quer rein, ich sehe keinen Ball und kann nicht reagieren», rechtfertigte Kahn seinen Patzer, der allerdings nicht sein einziger war.
«Kahn hat die Pause nicht gut getan», sagte Magath am Sonntag mit Blick auf die Länderspiel-Auszeit seines Torhüters, der gegen die Slowakei (0:2) und Südafrika (4:2) von Bundestrainer Jürgen Klinsmann frei bekommen hatte. «Es ist halt eine schwierige Situation», meinte Magath. Immerhin: Makaay-Ersatz Paolo Guerrero mit einem platzierten Flachschuss (21.) und Ballack per Kopf (60.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass Kahns Fehler ohne Folgen für den Meister blieben.
Die Erkenntnis, auch ohne den verletzten Torjäger Roy Makaay erfolgreich gewesen zu sein, bedeutete Magath nicht viel. «Wenn wir nicht in der Lage wären, ohne Makaay ein Bundesligaspiel zu gewinnen, sähe es nicht gut aus für uns», meinte der Coach. Guerrero sprang mit seinem 7. Tor im 14. Ligaspiel erfolgreich in die Bresche. «Er hat die meisten Wirkung gehabt von den Stürmern», lobte Magath den jungen Peruaner. Trotzdem werden am Mittwoch in der Champions League bei Rapid Wien die Hoffnungen wieder auf Makaay ruhen, der nach seiner Knieverletzung im Trainingsspiel mit Toren glänzte. «Man kann sicher sein, dass Roy zum Einsatz kommen kann», erklärte Magath.
Die Nürnberger können Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal (Bänderriss) dagegen nicht so leicht ersetzen. Trotzdem werteten die Franken, die mit einem Punkt Vorletzter blieben, ihre couragierte Leistung als Fortschritt. Trainer Wolfgang Wolf beklagte das «momentan fehlende Glück» und schimpfte über den Linienrichter, der Ballacks Abseitsstellung beim Siegtor nicht erkannt hatte: «Wenn er das nicht sieht, kann er zu Hause bleiben.» |